So startest du dein eigenes Endometriose-Projekt

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Die Diagnose Endometriose kann ziemlich überfordernd sein. Erst einmal braucht es meist ganz viel eigene Recherche, um überhaupt zu verstehen, womit man es genau zu tun hat.

Doch mental, emotional kann es wahnsinnig belastend sein. Wenn du dich dann auch noch im Internet schlau machst, werden die Ratschläge und Tipps, wo du ansetzen kannst und sollst, vermutlich nur so auf dich einprasseln.

Genau deshalb möchte ich dir hier etwas Hand bieten und dir erzählen, wo ich bei mir und auch bei meinen Kundinnen jeweils angesetzt habe und was eher Priorität haben sollte.

Die Grundvoraussetzung für Veränderungen

Bevor wir ans Eingemachte gehen, müssen wir zuallererst die Grundvoraussetzungen klären, die du haben solltest, damit du überhaupt mit möglichen Lebensstilveränderungen loslegen kannst.

Wie geht es dir jetzt gerade? Fühlst du dich total überfordert? Wie ist dein Schmerzpegel? Bist du mental und emotional stabil oder geht es gerade so richtig drunter und drüber?

Das ist wichtig zu wissen und eben weil es so wichtig ist, möchte ich dich bitten, dich selbst hier wirklich ganz realistisch einzuschätzen. Wenn du jetzt gerade nämlich keine Ressourcen hast und über deine Grenzen gehst, wirst du sehr wahrscheinlich keine langfristige Veränderung in deinem Leben umsetzen können – es kann sogar sein, dass du dich damit nur noch mehr ins Chaos (und in schlimmere Schmerzen) stürzt.

Es ist so: Signalisieren wir unserem Hirn Angst und Unsicherheit, verstärkt sich dadurch unser Schmerzempfinden. Sind wir also übermässig gestresst, verstärkt das unsere Schmerzen nur noch mehr!

Wenn du dich aber nicht realistisch einschätzt und deine Ressourcen überschätzt, dann verursacht das noch mehr Stress in deinem System und du verstärkst damit deine Schmerzen. Das wollen wir auf keinen Fall!

Schritt 1: Grundvoraussetzung schaffen mit Phase „Kuscheldecke“

Daher mein Rat an dich: Wenn du in dir drin spürst, dass du jetzt gerade noch nicht so weit bist, um grundlegende Veränderungen umzusetzen, entweder weil du unter enormen Schmerzen und / oder extremer Erschöpfung leidest oder weil du so überfordert mit der Situation bist (was nebenbei bemerkt völlig verständlich und okay ist), dann wird es Zeit für deine ganz persönliche Kuscheldecke.

Was meine ich damit? Um deinem Hirn die nötige Sicherheit und Geborgenheit signalisieren zu können, kannst du in einem ersten Schritt „Phase Kuscheldecke“ einläuten.

Mit Phase Kuscheldecke hüllen wir dich im übertragenen Sinn (oder wenn du magst auch im wörtlichen) in eine Kuscheldecke und versorgen dich mit allem, was dir gut tut. Daher auch der Name!

Schreib dir dafür alles auf, was dir Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Zum Beispiel das Hören bestimmter Musik, alte Disneyfilme, ein Lieblingstee oder ein bestimmtes Schaumbad. Vielleicht sind es bestimmte Kleider, Stoffe, Gerüche, Gerichte oder Menschen – alles ist erlaubt.

Deine Aufgabe besteht darin, dir jetzt eine möglichst grosse Portion Geborgenheit zu holen und deinen Tank so richtig aufzufüllen.

Pack dir also so viele dieser Geborgenheitsmomente wie möglich in deinen Alltag und mach das so lange, bis du eine deutliche Besserung spürst und bis du ein eindeutiges Ja in dir drin spürst, wenn du dich fragst: Bin ich bereit, Veränderungen umzusetzen und mein Endometriose-Projekt zu starten?

Und wenn ich sage, mach das so lange, wie du es brauchst, dann meine ich das auch so. Völlig egal, wie viele Tage, Wochen oder Monate du dafür brauchst: Das bildet die Grundlage für dein weiteres Vorankommen.

Sei also gütig und liebevoll mit dir und gib dir und deiner Seele das, was du brauchst.

Schritt 2: Verschaffe dir einen Überblick

Sobald du Phase Kuscheldecke abgeschlossen hast oder dich schon vorher als gut gewappnet eingestuft hast, geht es weiter mit Schritt 2. Verschaffe dir selbst einen Überblick über all die Dinge, die dir empfohlen wurden und oder die du ausprobieren möchtest, um deine Symptome zu lindern.

Am besten hältst du all diese Methoden und Massnahmen in einer Übersicht fest und gliederst sie nach Symptomatik – zum Beispiel so:

Schmerzen – folgendes möchte ich ausprobieren:

  • CBD-Öl
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • TENS-Gerät
  • Akupunktur
  • Osteopathie
  • Therapeutische Frauenmassage
  • Hypnose
  • bioidentische Hormone (i.d.R. bioidentisches Progesteron)
  • usw.

Erschöpfung / Müdigkeit – Das möchte ich ausprobieren:

  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Nebennierenfunktion / Schilddrüsenfunktion testen lassen
  • Schlaf protokollieren
  • Vitamin D-Status abklären
  • Blaulicht reduzieren
  • kalt duschen
  • Leber unterstützen
  • usw.

Blasenbeschwerden – Das möchte ich ausprobieren:

  • Vitamin-D-Spiegel messen lassen und Mangel auffüllen
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • D-Mannose ausprobieren
  • Akupunktur
  • Hormonstatus überprüfen lassen
  • Eliminationsdiät
  • usw.

Verdauungsprobleme – das möchte ich ausprobieren:

  • Stuhlanalyse machen lassen
  • Ernährung umstellen, ggf. Eliminationsdiät ausprobieren
  • auf Alkohol verzichten
  • Probiotika und Präbiotika
  • Stressmanagement
  • Kosmetik umstellen
  • usw.

Schritt 3: Prioritäten setzen

Sobald du dir einen Überblick verschaffen konntest, was dir zum Thema Endometriose so alles im Hirn herumschwirrt, kann es weiter gehen.

Frag dich: Was sind zurzeit deine grössten Herausforderungen rund um die Endometriose? Was macht dir gerade am meisten zu schaffen?

Schreib dir maximal drei Symptome / Baustellen auf, die gerade am dringlichsten für dich sind. Lege die Reihenfolge fest. Sobald du das hast, startest du mit Punkt 1 – also dem Thema, das dir am heftigsten unter den Fingernägeln brennt.

Schritt 4: Ressourcen verwalten

Mach dir bewusst, wie viel Zeit, Energie und Geld du jetzt gerade dafür aufbringen kannst und willst. Und mach dir auch bewusst, welche deiner Ressourcen dein Engpass ist – diese ist ausschlaggebend f¨ür die Massnahmen, die du umsetzen wirst.

Engpass Zeit: Schreib dir mal auf, wie du deinen Tag verbringst. Starte mit den fixen Blöcken wie Schlaf und Arbeit und sonstige, fixe Termine. Schreib auch Zeit auf für Mahlzeiten. Sieh dir dann an, was du sonst den Rest des Tages so machst – wenn es dir so geht wie den meisten, wirst du den Grossteil deiner Freizeit mit Dingen füllen wie Fernsehen oder auf Social Media rumhängen.

Wenn du ehrlich bist, könntest du deine freie Zeit durchaus etwas sinnvoller gestalten. Die allermeisten von uns haben genug Zeit; wir müssen uns lediglich bewusst machen, wofür wir sie einsetzen wollen. Ganz nach dem Motto: Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich!

Engpass Geld: Das kann ich sehr gut nachempfinden. Ganz viele Angebote und Therapien werden von der Krankenkasse nicht unterstützt oder erst gar nicht übernommen und müssen aus eigener Tasche gezahlt werden. Aber es gibt dennoch viele Lebensstilmassnahmen, die nicht viel Geld kosten und die du dennoch in Angriff nehmen kannst: Ernährung umstellen, für ausreichend guten Schlaf sorgen, in die Natur gehen, dich bewegen, kalt duschen usw.!

Mach dich zudem gerne mal schlau, wenn du eine bestimmte Therapie ausprobieren willst, ob du nicht einen Therapeuten in deiner Nähe findest, der vielleicht mitten in der Ausbildung ist und noch ein paar Übungsfälle benötigt – so kannst du von einer günstigeren Behandlung profitieren und der Therapeut hat ebenfalls etwas davon.

Engpass Energie: Gerade wenn du nicht viel Energie hast oder sogar regelrecht im Überlebensmodus drin bist, hat es keinen Sinn, grundlegende Veränderungen durchpeitschen zu wollen. Jetzt sollte die Energiegewinnung oberste Priorität haben – und das solltest du mit Massnahmen erreichen, die dich gleichzeitig möglichst wenig Energie kosten. Wenn du kaum Energie hast, würde ich dir eine Mikronährstofftherapie empfehlen, damit du schnelle Ergebnisse siehst und danach Schritt für Schritt die anderen Punkte auf deiner Liste angehen kannst.

Denn deine Ressourcen bestimmen, wie die für dich realistischen, machbaren Ziele aussehen werden.

Tipp am Rande: Erweitere deine Ressourcen, indem du dir Hilfe an Board holst! Tausche dich mit anderen Betroffenen aus, rede mit einem Menschen, dem du vertraust oder hole dir einen Profi ins Team, der dich auf deinem Weg unterstützt.

Schritt 5: Machbare Schritte ausarbeiten

Gestalte die Schritte so, dass sie auf alle Fälle machbar sind – dennoch sollten sie dich genug herausfordern.

Sagen wir mal, du möchtest den Zucker in deiner Ernährung reduzieren und startest mit dem Kaffee. Dein Ziel ist es, deinen Kaffee ab sofort ohne Zucker zu trinken, den du vorher immer mit 2 Teelöffel Zucker getrunken hast.

Das kann für viele schon echt herausfordernd sein! Die Frage ist nur: Wird dieser Schritt gross genug sein, damit du auch einen Unterschied merkst? Wenn der Schritt zu klein ist, kann es nämlich sein, dass du die Motivation verlierst und aufgibst.

Du kennst dich selbst am besten:

  • Gestalte deine Ziele realistisch, basierend auf deinen Ressourcen
  • Bevorzugst du kleine Schritte oder lieber den alles-oder-nichts-Ansatz?

Ein Coach kann dir dabei helfen, deinen ganz individuellen Aktionsplan auszuarbeiten.

Schritt 6: Die richtige Reihenfolge

Wenn du bisher Schritt 1 – 5 wie beschrieben durchgearbeitet und vorbereitet hast, gibt es dennoch eine gewisse Reihenfolge, zu der ich dir raten würde.

Erarbeite dir eine saubere Grundlage:

  1. Entzündung reduzieren! Das sollte absolute Priorität haben. Das machst du mit folgenden Schritten:
  2. Darmgesundheit
  3. Antientzündliche Ernährung
  4. Leberfunktion unterstützen, indem du unter anderem Umweltgifte und Toxine reduzierst
  5. Sorge für ausreichend guten Schlaf
  6. Reduziere Stress

Sobald diese ersten 6 Punkte stehen und du damit eine gute Grundlage erstellt hast, kannst du dich diesen Themen widmen:

  1. Setze dich mit deinem Mindset auseinander und entwickle gezielt deine Endo-Softskills
  2. Setze dich mit deiner Weiblichkeit auseinander

Übrigens würde ich auch das Thema bioidentische Hormone erst in einem zweiten Schritt angehen, sobald die Grundlagen erfüllt sind. Warum? Weil Entzündungsprozesse, Darmgesundheit, Ernährung, Leberfunktion, Schlaf und Stress allesamt auf unsere Hormonbalance einwirken.

Es ist viel einfacher und zielführender, wenn du dir eine solche gesunde, wohltuende Grundlage schaffst – damit unterstützt du deine Hormonbalance automatisch mit und du kannst zum Finetuning übergehen.

Schritt 7: Plan erstellen, Strategie regelmässig prüfen

Erstell dir so deinen Schritt-für-Schritt-Plan, mit machbaren, kleinen Schritten, die du möglichst klar ausformuliert hast.

Wichtig ist, dass du möglichst nur etwas auf einmal ausprobierst und umsetzt, damit du im Nachhinein auch ganz genau ausfindig machen kannst, was dir tatsächlich geholfen hat – und was nicht.

Und genau das ist auch mein Tipp für Schritt 7: Halte regelmässig deinen Fortschritt fest und überprüfe für dich, ob und wie du vorwärts kommst. Schliesslich haben wir Endofrauen nur begrenzte Ressourcen, die es sorgfältig einzusetzen gilt!

Ein weiterer Tipp, den ich dir gerne mit ans Herz legen möchte: Wenn du nicht weisst, mit welcher Massnahme du jetzt tatsächlich zuerst loslegen willst, kann ich dir folgendes empfehlen: Nutze deine Neugier! Angenommen, deine oberste Priorität hat im Moment das Reduzieren der Schmerzen und du hast alle möglichen Massnahmen und Therapieformen aufgeschrieben, die du kennst, die dir empfohlen wurden oder die dir sonst im Kopf rumschwirrten.

Und nun? Folge deiner Intuition / deinem Bauchgefühl / deiner Neugier: Welche Therapie, welche Massnahme springt dir ins Auge? Was davon fühlt sich für dich gut, richtig an?

Dann vertraue deinem Gefühl. Denn nicht jede Therapie / Massnahme ist zu jedem Zeitpunkt richtig. Unser Körper weiss aber ganz genau, was ihm gerade gut tut und was nicht. Also vertraue darauf, dass die Antwort, der Kompass, der dich ans Ziel führt, bereits in dir drin ist.


Ich hoffe sehr, dass ich dir mit diesem Leitfaden etwas helfen konnte, damit du dich mit dem Thema Endometriose nicht mehr so komplett überfordert fühlst und du weisst, wo und wie du anfangen kannst.

Lass mich gerne wissen, was deine grössten Herausforderungen mit Endometriose sind, damit ich dir mit zielgerichteten Posts noch vertiefter helfen kann.

Nur das Beste für dich,

Deine Romina

Romina Scalco

Ich bin ganzheitlicher Endometriose-Coach und ich brenne dafür, Frauen mit Endometriose zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität zu verhelfen! Denn auch ich bin eine Betroffene und weiss daher ganz genau, wie es ist, daran zu leiden. Aber: Wir können etwas tun!

2 Gedanken zu „So startest du dein eigenes Endometriose-Projekt“

  1. Hey Romina,

    2018 wurde ich das erste Mal operiert ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht damals allerdings macht es mich verrückt dass ich eventuell keine Kinder bekommen kann da es mein größter Wunsch im Leben ist. Zudem bin ich immer müde und nach 3 Std Anstrengung konnte ich schon wieder schlafen was meine Arbeit sehr schwer fallen lässt. Ich bin im Einzelhandel… Mir schwirren viel zu viele Gedanken im kopf herum.
    Ich bin nicht glücklich auf der Arbeit, deshalb habe ich auch des öfteren Schmerzen.. Aber ich habe nur das gelernt. Ich bin 26 Jahre alt und bin seit 5 Jahren in einer festen Beziehung aber mein verlobter ist noch nicht bereit Kinder zu bekommen…
    Ich schreibe gerade einfach so heru ter deshalb ist es so durcheinander geschrieben.
    Auf der Arbeit bin ich schon auf 30 Std herunter gegangen weil ich es einfach nicht mehr geschafft habe.

    Kannst du mir Tipps geben oder einen Austausch mit mir führen?

    Antworten
    • Liebe Christin

      Vielen Dank für deinen Kommentar und dass du so offen über deine Situation schreibst!
      Was hat denn für dich im Moment Priorität? Die Schmerzen, die fehlende Energie, der Kinderwunsch?

      Das Gute ist, dass du mit ganzheitlichen Massnahmen – die ich im Artikel beschrieben habe – auf alle drei „Baustellen“ positiv einwirken kannst. Zuallererst würde ich dir empfehlen, dich selbst mal so richtig zu verwöhnen und dir einen Monat lang ganz viele Dinge gönnen, die dir einfach nur gut tun. Anschliessend würde ich die Ernährung anpassen und auf Gluten und Zucker mindestens einen Monat lang komplett verzichten. Das kannst du schrittweise tun, oder auf einen Schlag, womit du dich wohler fühlst.

      Aus deinem Kommentar lese ich heraus, dass dir vielleicht gesagt wurde, dass du schnellstmöglich Kinder kriegen sollst, damit die Endometriose besser wird. Ich will an dieser Stelle betonen, dass das eine absolut veraltete Sichtweise ist! Es ist leider nicht wissenschaftlich belegt, dass das Kinderkriegen irgendwie positiv auf die Endometriose einwirkt. Der einzige Grund, warum das empfohlen wird, ist, dass die Ärzte dann früher die Gebärmutter entfernen können – was leider genauso wenig eine Garantie geben kann, dass es dir danach besser geht.

      Gerne können wir uns auch genauer austauschen wenn du möchtest – schreib mir dazu gerne eine Mail an hallo@rominascalco.ch.

      Ich schick dir eine innige Umarmung und wünsch dir von Herzen nur das Beste.

      Deine Romina

      Antworten

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